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Kinderbetreuung in Corona-Zeiten: Auch bei gleicher beruflicher Belastung betreuen Mütter häufiger allein als Väter

13.10.2020

Durch die temporären Schließungen von Schulen und Kindertagesstätten im Zuge der Corona-Pandemie im Frühjahr dieses Jahres standen viele berufstätige Eltern plötzlich vor der Herausforderung, gleichzeitig ihre Kinder zu betreuen und ihrer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Die dritte Auswertung der Corona-Zusatzbefragung im Rahmen des Nationalen Bildungspanels (NEPS – National Educational Panel Study), der größten Langzeit-Bildungsstudie in Deutschland, zeigt nun, wie berufstätige Eltern in den ersten Monaten der Pandemie die Betreuung ihrer Schul- und Kitakinder organisiert haben. Die Daten weisen dabei auf eine zentrale Rolle der Mütter hin, zeigen jedoch auch, dass ein Drittel der älteren Schulkinder in dieser Zeit ohne Beaufsichtigung war.

Anfang September lobte der aktuelle Bildungsbericht der OECD die Bundesrepublik Deutschland für die Erfolge beim Ausbau der Kinderbetreuung, die für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zentral ist. Doch das Zusammenspiel von Kinderbetreuung und Beruf funktionierte ab Mitte März für mehr als vier Millionen berufstätige Eltern aufgrund von pandemiebedingten Schul- und Kitaschließungen schlagartig nicht mehr.
Eine neue Auswertung der Corona-Zusatzbefragung unter NEPS-Teilnehmenden untersucht, wie Familien die Kinderbetreuung in der Corona-Krise bewerkstelligt haben und wie der berufliche Alltag der Eltern das Betreuungsarrangement beeinflusst hat. Dabei nimmt der Bericht verschiedene Gruppen von Familien mit Kindern unterschiedlichster Altersgruppen in den Blick, die vor der Corona-Krise eine Kindertageseinrichtung oder Schule besucht haben.

Mütter betreuten häufig alleine
Die Daten zeigen, dass auch in der Krise vor allem Müttern die zentrale Rolle bei der Betreuung zukam. Bei allen untersuchten Familien betreuten Mütter ihre Kita- oder Schulkinder während der Pandemie häufiger alleine als Väter. Zwar beteiligten sich Väter auch an der Kinderbetreuung – häufig aber nur gemeinsam mit der Mutter oder unterstützt von Dritten. Fast jedes dritte Schulkind um die 14 Jahre passte außerdem während der Schulschließung überwiegend auf sich selbst auf. Was dies vor dem Hintergrund der Herausforderungen des Homeschoolings, bei denen einige Eltern ihre Kinder nur unzureichend oder gar nicht unterstützen konnten (Bericht 1), für Auswirkungen hat, gilt es in weiteren Untersuchungen näher zu analysieren.

Berufliche Bedingungen unterstützen Väter und Mütter unterschiedlich bei der Kinderbetreuung
Welche Betreuungsarrangements Familien im Pandemiealltag umgesetzt haben, war auch durch die beruflichen Bedingungen der Eltern beeinflusst. Gerade die Möglichkeit von zuhause zu arbeiten, nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. So brachten sich Eltern, die im Homeoffice tätig waren, stärker in die Betreuung ihrer Kinder ein. Auch Arbeitszeitveränderungen und die Tätigkeit in einem systemrelevanten Beruf beeinflussten das gewählte Betreuungsarrangement. Dabei fällt auf: Der Einfluss der beruflichen Bedingungen unterscheidet sich für Männer und Frauen. Auch bei ähnlichen beruflichen Belastungen beider Eltern, wie einem systemrelevantem Job oder der Möglichkeit von zuhause zu arbeiten, haben Mütter die Kinderbetreuung häufiger allein übernommen.

Wie die Arbeitsplatzsituation der Eltern die Betreuungsarrangements beeinflusste und weitere Ergebnisse der Auswertung finden sich im vollständigen Bericht „Kinderbetreuung in der Corona-Krise – Wer betreut, wenn Schulen und Kitas schließen?“, der auf www.lifbi.de/Corona mit weiteren Hintergrundinformationen zum Download bereit steht.

Durch die Zusatzbefragung im Rahmen des Nationalen Bildungspanels im Mai und Juni wurden die aktuellen Erlebnisse und Eindrücke der NEPS-Teilnehmenden in der Zeit zwischen dem Beginn der Beschränkungen und den ersten Lockerungen während der Corona-Krise ermittelt und so für die Bildungsforschung nutzbar gemacht. Die Daten wurden gewichtet und poststratifiziert, um Verzerrungen in der Stichprobe auszugleichen.

In den Zusatzerhebungen wurden vier große Themenbereiche des Lebensalltags abgefragt: aktuelle Erwerbssituation, Alltag und Lernen, Vertrauen in Politik und Gesellschaft sowie Gesundheit und Wohlbefinden. Die so erhobenen Daten lassen sich heranziehen, um ein differenziertes Bild der Corona-Auswirkungen auf die Bildungsbiografien der Befragten zu erhalten.